Wallrath-Musicals der Jungen Kantorei in St. Martin

 

Wunder gibt es immer wieder

Gleich zwei kleine Musicals bot die Junge Kantorei St. Martin unter Leitung von Ute Hormuth am Sonntag (09. September) in der katholischen Kirche St. Martin: „Bartimäus geht ein Licht auf“ und „Kein Platz im Wunderteich“, beide aus der Feder des Kirchenmusikers und Komponisten Klaus Wallrath. Dabei bezauberten insbesondere die jungen Stimmen, die sowohl im Chor als auch solistisch zu hören waren.

Die etwa 60 Akteure von Vorchor, Kinderchor und Jugendchor füllen die Stufen des Altarraums. Zum bewegenden Vorspiel von Sabine Oepen (Oboe), Silke Becker (Querflöte) und Manfred Öchsner (Piano) betreten durch den Mittelgang zwei Bettler die Szene. Bald schon beklagen sich beide im munteren Dialog über ihr Schicksal, der Chor stimmt mit ein, fordert „Arbeit für gerechten Lohn“. Am schlimmsten trifft es den blinden Bettler Bartimäus, denn nur ein Wunder kann ihn aus seiner Lage befreien. „Es müsste schon ein Wunder geschehen“, intoniert der Chor.

Eingebunden in den Gesang sind stets Solopartien, wobei alle jungen Sänger mit ihren klaren, geschulten Stimmen und ihrer Ausdruckskraft bezaubern. Die gesprochenen Dialoge haben immer wieder eine witzige Note. Man unterhält sich über den Wundermann Jesus aus Nazareth. „Was kann aus Nazareth schon Gutes kommen“, meint einer. „Ich mach mich vom Acker, Jesus ist schlecht fürs Geschäft.“ Die meisten aber freuen sich auf dessen Ankunft, und der Bettler betont: „Ich möchte wieder sehen können, und ich möchte Jesus begegnen.“ Zu volkstümlichen Klezmer-Klängen der Instrumentalisten begrüßt der Chor den Erwarteten mit „Shalom, Shalom, du guter Mann“. Perfekt aufeinander abgestimmt sind gesprochene Rufe aus dem „Volk“, Chorparts mit dem Refrain und die Soloteile des blinden Bettlers. „Mir ist ein Licht aufgegangen, ich folge einfach dem Messias“, schließt Bartimäus, der dank seines Glaubens an Jesu heilende Kräfte nun wieder sehen kann. Begeisterten Applaus spendete das publikum in der fast vollbesetzten St. Martiner Kirche vor einer kurzen Umbaupause für das zweite Stück „Kein Platz im Wunderteich“.

Auch in diesem Wallrath-Musical, Text von Ronald Klein, geht es um die Begegnung mit Jesus und ein heilendes Wunder. Der gelähmte Josias hofft seit 38 Jahren auf Heilung am Wunderteich, so wird es in munteren Dialogen zwischen den Akteuren, einige davon an Krücken humpelnd, erzählt. Die Übertragung der Szene auf die heutige Zeit wirkt erfrischend mit zeitgemäßer Sprache und hintergründigem Humor. Ein Manager mit schwarzem Anzug, Hut und getönter Brille besingt seine erfolgversprechenden Marketingideen für den Teich. Das souverän agierende Instrumentaltrio unterlegt die eingängigen Songs mit Blues- und Latino-Rhythmen. Ein kleiner Chor jammert „Wir sind müde und leer“, der große Chor macht Mut mit „Es gibt einen Ort der Hoffnung“, einem der vielen Ohrwürmer im Musical.

„Beeilt euch, sonst sind die besten Plätze schon besetzt“, ruft ein Kind dazwischen. Der Josias-Darsteller erzählt in wunderschönen Soli-Strophen von seinem Glauben und staunt: „Ich kann wieder gehen“. Zwei Soldaten wollen ihn aufhalten: „Wenn er im Wunderteich war, dann muss er zahlen!“ Josias überzeugt sie, dass Jesus ihn geheilt hat. „Der macht immer so viel Ärger“, kommentieren die Wächter verärgert angesichts des entgangenen Umsatzes und ziehen ab. „Der Himmel ist uns allen nah“ lautet die Botschaft des Chors, auch bei diesem Abschlusslied werden die Strophen von verschiedenen jungen Solisten übernommen. Immer wieder eingebunden ist der neue Vorchor, 20 Kinder der Vorschule und der ersten Klasse, seit Februar von Barbara Funk geleitet.

Viel intensive Arbeit steckt hinter beiden Musicals, natürlich auch hinter den Kulissen für Kostüme, Bühnenbild und Organisation. Ute Hormuth hat, unterstützt von Barbara Funk, mit ihren Chorgruppen Erstaunliches geleistet. Besonders fasziniert der nahtlose Übergang von Chor- und Instrumentalpartien, gesprochenen Szenen und Vokalsoli – und natürlich die Überzeugungskraft der jungen Akteure. Das findet auch das Publikum und wird nach überschwänglichem Applaus am Schluss auch noch mit der Zugabe „Kehrt um und glaubt“ belohnt.

Fotos/Text:©U.Hormuth